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auch die jüdische, christliche und islamische Religion, lehrten,
daß das Universum in relativ junger Vergangenheit erschaffen
wurde. (So errechnete Bischof Usher im siebzehnten Jahrhun-
dert als Schöpfungszeitpunkt das Jahr 4004 v. Chr., indem er die
Lebensalter der Menschen im Alten Testament addierte.) Für
einen Ursprung, der noch nicht lange zurückliegt, hat man die
Überlegung ins Feld geführt, daß die Menschheit offensichtlich
eine kulturelle und technische Entwicklung durchläuft. Wir wis-
sen noch, wer diese Tat vollbracht und jene Technik entwickelt
hat. Deshalb, so die Argumentation, kann es uns noch nicht allzu
lange geben, sonst hätten wir bereits größere Fortschritte erzielt.
Und so ist der biblische Schöpfungszeitpunkt nicht weit vom
Ende der letzten Eiszeit entfernt, dem Moment, da der moderne
Mensch offenbar zum erstenmal in Erscheinung getreten ist.
Anderen, wie zum Beispiel dem griechischen Philosophen
Aristoteles, mißfiel die Idee, das Universum habe einen Anfang
gehabt. Das setze göttliche Intervention voraus, meinten sie und
hielten sich lieber an die Vorstellung, das Universum existiere
seit ewigen Zeiten und werde endlos fortdauern. Etwas von ewi-
ger Dauer war in ihren Augen vollkommener als ein Gebilde, das
hatte erschaffen werden müssen. Sie hatten auch eine Antwort
auf das erwähnte Argument, welches sich auf den menschlichen
Fortschritt beruft: Es habe immer wieder Überschwemmungen
und andere Naturkatastrophen gegeben, die die Menschen ge-
zwungen hätten, stets von vorn anzufangen.
Nach beiden Auffassungen wäre das Universum mehr oder
weniger unveränderlich in der Zeit. Entweder wäre es in seiner
gegenwärtigen Form erschaffen worden, oder es überdauerte seit
ewigen Zeiten in seiner heutigen Gestalt. Das ist eine nahelie-
gende Annahme, da das menschliche Leben - ja die gesamte
überlieferte Entwicklungsgeschichte - erst seit so kurzer Zeit
existiert, daß sich das Universum in diesen Perioden kaum ver-
ändert hat. In einem statischen, unveränderlichen Universum
gehört die Frage, ob es seit jeher existiert oder ob es zu einem
bestimmten Zeitpunkt erschaffen wurde, tatsächlich in die Me-
taphysik oder Religion. Beide könnten ein solches Universum
erklären. So hat der Philosoph Immanuel Kant 1781 ein umfang-
reiches und schwer verständliches Werk veröffentlicht,
tik der reinen Vernunft>, in dem er zu dem Schluß gelangt, es
gebe ebenso überzeugende Argumente für die Annahme, das
Universum habe einen Anfang, wie für die gegenteilige Über-
zeugung. Wie aus dem Titel ersichtlich, stützte er sich in seinen
Schlußfolgerungen ausschließlich auf die Vernunft, mit anderen
Worten, er ließ jegliche empirische Himmelsbeobachtung unbe-
rücksichtigt. Was sollte es auch in einem unveränderlichen Uni-
versum zu beobachten geben ?
Im 19. Jahrhundert häuften sich jedoch die Hinweise dafür,
daß die Erde und der Rest des Universums sich mit der Zeit ver-
ändern. Außerdem stellten Geologen fest, daß die Gesteinsarten
und die in ihnen enthaltenen Fossilien Hunderte oder Tausende
von Jahrmillionen zu ihrer Bildung gebraucht haben müssen.
Das übertraf das von den Anhängern der Schöpfungslehre er-
rechnete Alter der Erde bei weitem. Der von dem österreichi-
schen Physiker Ludwig Boltzmann entwickelte Zweite Haupt-
satz der Thermodynamik lieferte weitere Anhaltspunkte. Ihm
zufolge wächst die Gesamtmenge der Unordnung im Universum
(gemessen durch eine Größe, die man als Entropie bezeichnet)
mit der Zeit stets an. Daraus folgt - wie aus dem Argument, das
auf den menschlichen Fortschritt verweist -, daß das Universum
nur seit endlicher Zeit existieren kann. Sonst müßte es inzwi-
schen in einen Zustand vollständiger Unordnung verfallen sein,
in dem alles die gleiche Temperatur hätte.
Man hatte noch eine weitere Schwierigkeit mit dem Konzept
des statischen Universums: Nach Newtons Gravitationsgesetz
müßte jeder Stern im Universum von jedem anderen Stern an-
gezogen werden. Wie können sie dann bewegungslos in gleicher
Entfernung voneinander verharren? Müßten sie nicht alle auf-
einander zustürzen?
Newton war sich dieses Problems bewußt. In einem Brief an
Richard Bentley, einen führenden Philosophen jener Zeit,
räumte er ein, daß eine endliche Anzahl von Sternen nicht bewe-
gungslos bleiben könnte: Sie würden in einem zentral gelegenen
Punkt zusammenfallen. Doch eine unendliche Anzahl von Ster-
nen, so meinte er, fiele nicht zusammen, denn es gäbe keinen
Mittelpunkt, auf den sie sich zubewegen könnten. Dieses Argu-
ment ist ein Beispiel für die Fallen, in die man tappen kann, wenn [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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