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lich kein bisschen wie einer dieser verklemmten Spanner-
Typen aus.
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»Sie suchen eine Badehose in der Damenabteilung?«,
frage ich doch noch mal nach. Ganz logisch erscheint mir
das nicht.
Er lacht und sieht dabei wahnsinnig gut aus.
»Ich habe gefragt, wo es Bademoden gibt, da haben die
mich hierher geschickt!«, antwortet er, und es klingt völ-
lig plausibel. »Aber mal zurück zu dem Teil da in Ihrer
Hand, probieren Sie es doch mal an, ich sage Ihnen dann,
ob es das Geld wert ist!«
Ich muss schon wieder kichern und komme mir vor wie
vierzehn. Wo ist meine Souveränität? Ich kann mich
doch nicht jetzt  in meinem momentanen körperlichen
Zustand  in diesem Bikini zeigen. Absolut undenkbar.
»Ich habe mich schon entschieden. Wenn er Ihnen ge-
fällt, nehme ich ihn!«, umgehe ich die Anprobe. Ich
glaube, das war fast ein bisschen geflirtet. Dabei bin ich
an sich völlig aus der Übung. Ich kann mich an meinen
letzten Flirt nicht mal mehr erinnern.
»Gut so!«, antwortet Herr Reimer und redet direkt weiter:
»Dann könnten Sie mir doch jetzt auch behilflich sein.
Ich bin immer so unsicher, wenn es um Badehosen geht.«
Er grinst.
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Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Mann über-
haupt Unsicherheiten kennt. Aber die Vorstellung, ihn
sehr bald in sehr wenig Stoff zu sehen, gefällt mir. Sogar
sehr gut. Ich bin sexuell wirklich ausgehungert, anders
kann ich mir das kaum erklären. Am liebsten würde ich
»Machen Sie sich schon mal frei!« sagen, aber stattdes-
sen sage ich:
»Warum eigentlich nicht. Ich habe noch eine halbe Stun-
de Zeit, kein Problem. Ich stehe zu Ihrer Verfügung.«
Das kann man auch so oder so deuten. Aber das kleine
Spielchen macht mir Spaß. Es ist ja nur harmloses Ge-
plänkel, versuche ich mich selbst zu beruhigen. Und für
mein, doch reichlich angeschlagenes, Ego auch nicht
übel. Würde man sich so verhalten, wenn daheim alles
zum Besten stünde? Ist das ein sicheres Zeichen für den
Anfang vom Ende? Oder ist das ganz normal? Einfach
mal ein kleiner, bedeutungsloser Flirt? Fürs Ego und die
allgemeine Stimmung?
»Gut, dann mal los!«, freut er sich.
Wir fragen nach der richtigen Abteilung, fahren eine
Rolltreppe hoch und starten die Suche. Herr Reimer ten-
diert zu einem Modell in Boxershortslänge. Auch ich fin-
de diese Badehosen : Modell Surfer9 am schönsten,
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möchte ihn aber doch auch mal in etwas knapperen Mo-
dellen sehen. Er tut mir den Gefallen. Ich weiß nicht, was
mich hier treibt! Ein bisschen peinlich ist es schon, wie
tief ich gesunken bin  und wie leicht zu erfreuen. Ein
nahezu fremder Mann zeigt sich in Badehosen, und An-
drea ist aus dem Häuschen.
Ich scheine hormonell tatsächlich auf einem Tiefstand zu
sein. Anders lässt sich das hier ja wohl nicht erklären.
Aber muss man denn auch alles immerzu erklären? Ist es
in einer langen  und oft auch langweiligen  Beziehung
nicht völlig normal, dass man Spaß daran hat, nur mal
kurz, nach links und rechts zu gucken? Oder ist das ein
eindeutiges Zeichen? Dafür, dass etwas nicht mehr im
Lot ist.
Herr Reimer in einer kleinen nachtblauen Badehose reißt
mich aus meinen Gedanken.
»Und?«, fragt er und posiert freundlich.
Er sieht  ich muss es zugeben  umwerfend aus. Genau-
so wie ein Mann in Badehose aussehen sollte. Jedenfalls
nach meinem Beuteschema. Er ist groß, leicht gebräunt 
ohne so durchgebraten wie ein Dieter Bohlen zu sein. Er
hat Muskeln an den richtigen Stellen, sieht dabei aber
nicht aus wie ein aufgepumptes Michelinmännchen. Er
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ist angenehm haarig, keiner dieser neuen glattrasierten
Modelle, aber auch kein Schimpanse. Ich merke, wie ich
schon wieder einen knallroten Kopf bekomme.
»Äh, ja«, stammle ich, »also, die Hose sitzt sehr gut.«
»Freut mich, wenn es gefällt!«, sagt er und auch in diesen
Satz könnte man jede Menge hineininterpretieren. Er
nimmt die Hose und noch ein längeres Modell mit Strei-
fen dazu.
»Gehen wir noch einen Kaffee trinken?«, fragt er mich
an der Kasse.
Die Kassiererin schaut interessiert auf  Mit einem Ge-
sichtsausdruck, der sagt: Mit dem würde ich auf jeden
Fall einen Kaffee trinken gehen! Los mach, wer weiß, ob
du noch mal so eine Gelegenheit bekommst!
In meinem Kopf rattert es. Darf man das? Oder ist das
der kleine Schritt zu weit? Ist das schon Betrug oder eben
nur ein harmloser Kaffee? Wie würde ich es finden,
wenn Christoph erst mit einer Frau Bademoden begut-
achtet, vor allem am lebenden Objekt, und anschließend
Kaffee trinken geht? Nein  das würde mir gar nicht ge-
fallen. Um nicht zu sagen, ich wäre stinksauer.
»Kaffee?«, fragt Herr Reimer nach.
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»Heute ist es schlecht«, ziehe ich mich aus der Affäre,
»vielleicht ein andermal.«
So halte ich mir alle Optionen offen und kann erst mal in [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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